Geschichte ab 1900

Die Erhaltung der nun unter Denkmalschutz stehenden Ruine ist eine große Herausforderung. Sie beinhaltet auch die Frage nach einer angemessenen Nutzung dieses Denkmals. Welche Nutzung ist für das Gebäude geeignet? Inwieweit ist sie kompromissbereit und verträglich? Und wie kann die Bewahrung für die Zukunft sichergestellt werden?

Das Problem bei diesem „Gebäude“ ist, dass die historische Nutzung ausgeschlossen werden muss.

Für jedes Gebäude muss eine individuelle Nutzung gefunden werden, um seinen Erhalt zu gewährleisten. Die Nutzung muss dem Gebäude entsprechen, sich in die Umgebung und die Geschichte einfügen. Hinzu kommt bei dieser Art von Denkmalen (Ruinen) die Frage nach der Wirtschaftlichkeit des Gebäudes, der Sanierung bzw. des Erhalts. Ein nachhaltiger Erhalt eines Gebäudes ist nur mit einem konkreten Konzept möglich – nicht nur mit einem theoretischen Nutzungskonzept, sondern mit einem realen Bedarf und tatsächlichen Nutzern.

Für dieses Gebäude wurde folgende konkrete Nutzung entwickelt: Es besteht aus einer separaten Wohnung im Dachgeschoss sowie darunterliegenden Büroräumen.

Ein Problem des ehemaligen Wehrturms in Bezug auf seine Nutzung ist das begrenzte Volumen bzw. der geringe innere Grundriss (ca. 4,5 m × 4,5 m). Die Außenabmessungen des Turms betragen etwa 7,00 m × 7,00 m, sodass sich mit einer wechselnden Wandstärke zwischen 1,00 m und 1,80 m in den Etagen lediglich Grundrissflächen von ca. 16,00 m² bis 20,00 m² ergeben. Die Erschließung erfolgt daher über einen separaten Treppenturm, der sich südlich an das Gebäude anschließt. Dieser Anbau verfügt über eine Glastrennung zum Gebäude und nutzt die dort bereits vorhandenen Öffnungen als Zugang.

Verschiedene historische Stadtansichten belegen, dass dieses Gebäude ursprünglich eine rekonstruierbare Bauhöhe hatte. Dies lässt sich auch an seinem Nachbarn, dem ebenfalls noch stehenden Wehrturm „Kiek in de Köken“, erkennen. Zudem war der Wehrturm „Hinter der Ausfahrt der Möllenvogtei“ historisch der Eckwehrturm der Bastion Cleve, die sich südöstlich daran anschloss.

Daraus ergibt sich eine noch zu ergänzende Bauhöhe von ca. 5,00 m, wodurch der Turm eine Höhe von 17,50 m über dem Fürstenwall erreicht. Als Dachabschluss ist – analog zum Wehrturm „Kiek in de Köken“ – ein flaches Zeltdach vorgesehen.

Eine weitere Ergänzung entsteht im Osten zwischen dem Turm und der dort befindlichen Stadtmauer, wie es grundsätzlich bereits im 19. Jahrhundert der Fall war. Hier zeigt sich nun ein eingeschossiger Giebel in Verbindung mit der östlichen Turmansicht. Dieser befindet sich jedoch nicht neben dem Turm, sondern innerhalb seiner Achse und Abmessung. Der dadurch entstehende Raum ergänzt in der Erdgeschossetage den Turmgrundriss und ist über eine vorhandene Öffnung in der Mauer zugänglich.

Des Weiteren entstehen nutzbare Räume im ersten Untergeschoss, die sich aus den freigelegten Kellerräumen ergeben. Die Grundmauer-Substanz stammt aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Die bereits im Turmgrundriss vorhandenen Wandöffnungen wurden genutzt und somit erschlossen.

Der Turmschaft reicht unterhalb des derzeitigen Niveaus des Fürstenwalls bis zu einer Tiefe von 11 m. Eine Nutzung in diesem Bereich ist nur eingeschränkt vorgesehen. Sie beschränkt sich darauf, dass die Grundmauern einschließlich der ehemaligen Schießscharten nach Osten und Süden weitgehend im Original erhalten sind. Die Mauerstärke beträgt hier über 2 m. Die Fläche ist sehr beengt und besitzt eine rustikale Oberflächengestaltung. Der Raum verfügt über keine natürliche Belüftung. Außerdem befindet sich der Turm – wie bereits im Mittelalter – auf der Ebene des Domfelsens, der gleichzeitig das Fundament bildet. Der Wasserstand im Inneren entspricht dem des Elbwasserspiegels.

Der untere Turmschaft wird über eine Leiter sowie eine an originaler Stelle eingebaute Holzdecke erschlossen und kontrollierbar gehalten.

Der Architekt beruft sich in seiner Planung auf zwei wesentliche Zitate:
„Die Nutzung ist die beste Form der Denkmalerhaltung.“
„Die Ansicht von dem Vorsprung zwischen den beyden oben genannten Tührmen ist vortrefflich und mahlerisch schön. Dicht an den Mauern spühlen die Fluten der mächtigen Elbe.“ ²
² Zitat von J.C.F. Berghauer, um 1800
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