Aus der Stadtgeschichte bis 1900

Der Wehrturm hinter der Ausfahrt der Möllenvogtei ist einer von ursprünglich sechs Wehrtürmen der Stadtbefestigung Magdeburgs, die ursprünglich am Fürstenwall standen. . Sie entstanden um 1430/31. Zwei dieser Wehrtürme sind heute noch im Stadtbild sichtbar.

Eine Burganlage im Dombereich, die als älteste sächsische Befestigung gilt, entstand als karolingisches Kastell. Die erste urkundliche Erwähnung Magdeburgs datiert auf das Jahr 805/806 im Diedenhofer Kapitular. Ab 929 entwickelte sich aus der Burganlage die Kaiserpfalz Otto I. mit dem Moritzkloster, dem späteren Dom St. Mauritius und St. Katharina, dem ottonischen Palastbau sowie den dazugehörigen Wirtschaftsgebäuden.

Bis 1180 entstand als Erweiterung eine Siedlungslandschaft mit eigener Befestigung, bestehend aus festen Höfen und der Stadtmauer. Bis 1250 wurde der mittelalterliche Stadtgrundriss mit wesentlichen Abschnitten der Stadtbefestigung vollendet. . Zwischen 1307 und 1525 kam es mehrfach zu Streitigkeiten zwischen dem Domkapitel bzw. dem Erzbischof und der Stadt über den Bau von Befestigungsanlagen im Dombereich, dem heutigen Gelände des Fürstenwalls.

Als Folge dieses Streites Bereich entstanden auf Geheiß der Stadt, gegen den Widerstand des Erzstifts, sechs Wehrtürme, hölzerne Palisadenmauern und Tore zwischen dem Erzstift und der Stadt.

Erst um 1525 wurden die Befestigungsanlagen der Stadt südöstlich des Doms durch das Rondell „Gehardt“, als feste Stadtmauern zwischen den Türmen, den Zwingeranlagen und dem Wehrturm „Hinter der Möllenvogtei“ erweitert.

Während der Belagerungen Magdeburgs in den Jahren 1550/51 und 1630/31 hatten die Wehranlagen des heutigen Fürstenwalls noch eine große strategische Bedeutung.

Unter Bürgermeister Otto von Guericke wurde 1632 der erste vermessene Stadtgrundriss entwickelt. Magdeburg wurde 1666 brandenburgisch-preußische Festung. Erste Maßnahmen zum Ausbau der Festung, zur Umgestaltung bestehender Wehranlagen und zu deren Erweiterung wurden eingeleitet. In diesem Zuge wurde 1667 eine Wasserkunst im Wehrturm „Hinter der Ausfahrt zur Möllenvogtei“ wiederhergestellt, wie sie bereits zwischen 1520 und 1525 existierte. Trotz der strategischen Bedeutung von Befestigungsanlagen hatten Stadtmauertürme mit der Erfindung des Schießpulvers ihre militärische Einzelbedeutung eigentlich verloren.

Unter Fürst Leopold von Anhalt-Dessau wurden deshalb zwischen 1700 und 1722 die ehemaligen Zwingeranlagen östlich des Doms zu einer Wallanlage mit Kasematten und einer Promenade mit Baumallee umgestaltet – damit eine der ersten öffentlichen Flanierstrecken Deutschlands. Die Wehrtürme und die Stadtmauer wurden in dieses Projekt integriert.,.

Im 18. Jahrhundert (um 1750) entwickelte sich Magdeburg weiter zur stärksten preußischen Festung. Ein weiterer Festungsring wurde um die Stadt gebaut. Der Fürstenwall wurde mit seiner öffentlichen Promenade zu einer besonderen Militäranlage der Festungs- und Garnisonsstadt. Die dort befindlichen Kasematten wurden auch für zivile Zwecke, etwa als Hafen-oder Schiffslager, vermietet.

1806 kapitulierte Magdeburg vor der französischen Armee und sie wurde dadurch bis 1814 zu eine französischbesetzten Stadt. .

Während dieser Zeit, in der Magdeburg zum Königreich Westfalen gehörte, diente der Fürstenwall weiterhin auch als Exerzierplatz der Garnisonstruppen, wobei zivile Nutzungen erlaubt waren.

Der Wehrturm „Hinter der Ausfahrt zur Möllenvogtei“ wurde um 1820 als ehemalige Wasserkunst in eine Badeanstalt umgebaut und erweitert..

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erweiterte sich Magdeburg stark nach Süden über die ehemaligen südlichen und westlichen Festungsanlagen hinaus. In diesem Zusammenhang wurden auch auf dem Fürstenwall gärtnerische und bauliche Veränderungen vorgenommen, was die Attraktivität der Promenade erhöhte.

Nach 1900 war der Fürstenwall nur noch eine Flaniermeile. Die ehemalige Badeanstalt, die sich inzwischen zu einer speziellen Heilanstalt mit Wasserbehandlungen entwickelt hatte, wurde später von der Reichsbahn für Wohn- und Bürozwecke umgenutzt.

1936/37 wurde der nördlich vom Wehrturm „Hinter der Ausfahrt zur Möllenvogtei“ ebenfalls noch erhaltene Wehrturm „Kiek in de Köken“ von den Nationalsozialisten zu einer Kultstätte umgestaltet und mit einem Begräbnisplatz der „Alten Garde“ ergänzt. Magdeburg wurde gegen Ende des Zweiten Weltkriegs (Januar 1945) durch mehrere Luftangriffe bis zu 80 % stark zerstört. In der Folge wurde ein Teil der Bebauung des zerstörten Fürstenwalls zwischen 1973 und 1975 aus Sicherheitsgründen schrittweise im oberen Bereich abgetragen. 

Im Zuge der Umgestaltung und Sanierung des Fürstenwalls wurden zwischen 1995 und 1999 die Wehranlagen bauhistorisch untersucht und statisch gesichert.

Der Fürstenwall ist bis heute als ein bedeutendes Denkmal im Rahmen des Städtebaulichen Denkmalschutzes östlich des Dombereiches anzusehen. 
Im Zuge dieser Arbeiten wurde der ehemalige Wehrturm „Kiek in de Köken“ von der Stadt Magdeburg denkmalpflegerisch gesichert und für eine öffentliche Nutzung umgestaltet. Offene Fenster wurden verschlossen, und temporäre Einbauten, wie Treppen und Fußböden wieder eingefügt.

Der ehemalige Wehrturm „Hinter der Ausfahrt zur Möllenvogtei“ befand sich in einem weitaus desolateren Zustand. Daraus ergaben sich zwangsläufig umfassende Sanierungsmaßnahmen, um in ihn ein Nutzungskonzept zur entwickeln. . Die Ruine war seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis 1999 als Turmstumpf völlig der Verwitterung ausgesetzt, was zu einer starken Schädigung der Mauerwerkssubstanz geführt hatte.

Der aus dem späten Mittelalter (15. Jh.) stammende Wehrturm überstand mehrere Eingriffe durch Um- und Abnauten im 19. Jahrhundert. Die Zerstörungen am Ende des Zweiten Weltkriegs sowie die Umbauten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren umfangreich. . Mehrere größere Durchbrüche wurden beispielsweise in das Mauerwerk eingebrochen , um ihn als Treppenhaus für die seitlichen Anbauten umzufunktionieren.

Die Witterung setzte dem Gebäude zusätzlich so stark zu, dass es im Laufe von über 50 Jahren zum Verlust der Mauerkrone sowie einiger Eckquader kam. Größere Risse in den Wänden entstanden, insbesondere auf der nördlichen Wandseite. Dennoch blieb das Kernmauerwerk erhalten, sodass mit umfangreichen statischen Sicherungen ein bedeutender Teil der mittelalterlichen Turmsubstanz erhalten werden konnte. Mit dem Aufsetzen von zwei Geschossen und einen seitlichen Treppenhaus auf der Südseite ist die Turmanlage wieder ein beeindruckendes und einzigartigen Zeugniss einer einst bedeutenden mittelalterlichen Stadtansicht mit einem Rest der Stadtbefestigung östlich des Domes und zur Elbe hin.
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